Breitensport Berichte

"Bocksbeutelsafari"

von Ilse Wagner

oder die 22. Wanderruderfahrt der Hildesheimer und Überlinger vom 12. bis 16. Mai im Mainviereck

Sogar die Sonne kam aus ihrem Versteck als zwölf "Südlichter" aus Überlingen und Arbon sowie acht "Nordlichter" aus Hildesheim und Verden in Marktheidenfeld eintrafen. Der Main, auch "Weißwurstäquator" genannt, gilt als Sprachgrenze zwischen Nord und Süd. Für die langjährigen Teilnehmer war es ein freudiges Wiedersehen, für die Neuen ein Beschnuppern. Bei fränkischen Spezialitäten und Weinen im Hotel "Zur schönen Aussicht" stellte Fahrtenleiter Wolf-Henning Voß die dreitägige Rudertour vor. Einige Teilnehmer nächtigten bequem im Hotel, die meisten rollten ihre Schlafsäcke im großzügig ausgelegten Trainingsraum der RG-Marktheidenfeld aus.

Langenprozelten – Marktheidenfeld - 29 km

An Himmelfahrt setzten wir bei feuchtkalten Temperaturen und dicken Regenwolken vier Boote des Miltenberger RC ein und ruderten gemütlich los. Das Maintal mit seinen saftig grünen Auen, bewaldeten Hängen und Weinbergen war eine Wohltat fürs Auge. Wir passierten das Karolinger Kloster Neustadt, bis wir die erste von zwei Staustufen erreichten. Das Schleusen dauerte rund eine Stunde, da es nur eine Schleusenkammer gibt. Burg Rothenfels, eine trutzige Festung nicht weit von Marktheidenfeld, leuchtete schon von weitem. Der besondere Reiz des mittleren Maintals ist der Buntsandstein, der das Bild der Burgen und Städte geprägt hat.


Für den Abend hatte Wolf-Henning in einem urigen Gewölbekeller eine Weinprobe mit deftiger Vesper arrangiert, an der auch die Mannschaft der Barke des noblen Hamburger Männerclubs Favorite Hammonia teilnahm. Die Herren im dunkelblauen Sakko und einheitlichen "Seidenstricken" um den Hals mussten wohl oder übel die Tafel mit uns teilen. Als nach einigen edlen Tropfen die Rebsorte "Domina" - ein körperreicher Roter! - auf den Tisch kam, wurden die Hanseaten etwas lockerer!


Marktheidenfeld – Wertheim – 22 km

Die Nacht war kurz, die Schlafgeräusche laut, aber es war wieder lustig in unserem gemischten Lumalager. Nach einem ausgiebigen Frühstück beim Maxlbäck stiegen wir in die Boote. Auch am zweiten Tag war es grau über uns, aber der Spessart hielt den Regen noch zurück. Die roten Sandsteinfelsen bieten einen schönen Kontrast zum Grün der Spessarthänge, wo sich der Main entlangschlängelt und Weinbauorte das Ufer säumen. Wieder warteten zwei Schleusen auf uns, wobei wir einige Frachtkähne passieren lassen mussten. Wolf-Henning und Manni brachten die beiden Fahrzeuge nach Wertheim. Unterwegs erfuhren wir von Wolf-Henning, dass Manfred sich nicht wohl fühlte und er ihn sicherheitshalber zum Check ins Wertheimer Krankenhaus gebracht hatte. Am Frankenwein und den Lumanachbarn hat es hoffentlich nicht gelegen, dass sein Herz flatterte?


In Wertheim mündet die Tauber in den Main. Die Burg Wertheim, eine Stauferburg, thront mächtig auf den Ausläufern des Spessarts. Der steile Aufstieg wird mit einer Rundumsicht belohnt.
Manfred blieb in Wertheim, alle anderen fuhren nach einem Bummel durch die verwinkelte Altstadt zurück nach Marktheidenfeld. Danach öffnete der Himmel seine Schleusen. Das gemeinsame Abendessen war wieder köstlich, die Stimmung allerdings etwas getrübt, weil Manni fehlte.


Wertheim – Miltenberg – 33 km

Am letzten Rudertag lugte die Sonne hin und wieder durch die Wolken, um uns vor den Schleusen etwas aufzuwärmen. Ein letztes Mal genossen wir die Grünabstufungen der Auen und Wälder, das weiche Sandsteinrot und die Rebhänge im Naturpark Spessart. Gemächlich zogen wir an der Burg Freudenberg und der Ruine Henneburg vorbei. Leider gibt es auch auf dem Main Raser, "Rialos" (Riesen-A...), die Wellen produzieren. Nachdem wir beim Miltenberger Ruderclub die Boote abgeliefert hatten, bezog die Luma-Gruppe Quartier im Bootshaus.

Wir machten uns stadtfein und bummelten am Main entlang über die alte Steinbrücke ins Städtchen mit Blick auf die behäbige Mildenburg. Miltenberg mit seinem historischen Stadtkern und schmucken Fachwerkhäusern lohnt einen Besuch. Und auch hier genossen wir wieder die fränkische Küche und die Weine der Region. Die Nacht in den neu gestalteten Dusch- und Umkleideräumen war alles andere als gemütlich. So manche Lumaschläfer beneideten diesmal die Hotelübernachter.

Am Sonntag trafen wir uns zum gemeinsamen Frühstück in Miltenberg, bevor die Hildesheimer abreisten.

 


Danach holten wir vor unserer Heimreise Manfred vom Krankenhaus in Wertheim ab, der sich inzwischen wieder erholt hatte.

Vielen Dank an Wolf-Henning für die beschauliche Tour im Weinland Mainfranken und die viele Fahrerei von einer Etappe zur anderen.





PS: Die nächste Himmelfahrt-Wanderfahrt steht bereits fest: Saar-Mosel von Merzig bis Wintrich vom 1. bis 5. Juni 2011

Mehr Bilder zu dieser Wanderfahrt sind in der Fotogalerie zu finden.