Breitensport Berichte

Auf Saar und Mosel - 100 km für 100 Jahre Wanderrudern

von Ilse Wagner

23. Gemeinschaftswanderfahrt des Überlinger und Hildesheimer Ruderclubs vom 1. bis 5. Juni 2011

Die traditionelle Vatertagswanderfahrt der Überlinger und Hildesheimer Ruderfreunde fand dieses Jahr als 100 km Jubiläumsfahrt anlässlich des 100-jährigen Geburtstags "Wanderrudern" des deutschen Ruderverbands auf Saar und Mosel statt. 20 Ruderbegeisterte – nicht nur Väter! – sowie Gäste vom RV Friedrichshafen und Seeclub Arbon waren mit von der Partie.

Werner Rudolph hat turnusgemäß für den ÜRC diese Fahrt konzipiert und geleitet. Es war sicher nicht einfach, eine so abwechslungsreiche Tour zu finden – möglichst ohne eigene Boote –, aufwändigen Landdienst und wechselnden Quartieren.
Das Bootshaus an der Saarschleife in Dreisbach im Dreiländereck Deutschland, Luxemburg, Frankreich war ein ideales und preiswertes Standquartier mit Frühstück, Lunchpaket und Abendessen. Allerdings schienen die vier gesteuerten Holzvierer vom Ruderbund Saar fast so alt wie das Wanderrudern selbst.


Dreisbach – Saarschleife – Saarburg
Bei Sommersonne und glattem Wasser begann unser 1. Rudertag flussabwärts. Die Saarschleife, Symbol des Saarlands, war schnell erreicht, wo sich der Fluss schleifenartig zwischen steilen Hängen durch ein enges Tal schlängelt. Wegen des eingeschränkten Blicks vom Boot aus, drehten wir uns nach allen Seiten, um mehr von der Naturschönheit zu sehen, "wo das 'Himmelsgrün' des Wassers dem 'Tannenblau' der bewaldeten Hänge gleicht". Eine Figur von St. Nikolaus, Schutzpatron der Seeleute, steht in der Außenkurve und wacht hoffentlich auch über Ruderer! Vielstimmiges Vogelgezwitscher begleitete uns. Bis auf einen Fuß- und Fahrradweg an beiden Ufern ist hier alles naturbelassen. Kurz vor Mettlach kam Wind auf und die erste Schleuse erwartete uns. Von dieser kleinen Industriestadt konnten wir einen Blick auf die Alte Abtei, das Keramikmuseum und Schloss Ziegelberg erhaschen. Ab hier schmiegen sich zahlreiche, oft fächerförmig angelegte, sonnenverwöhnte Rebhänge an die Felsen.

Bei Saarburg (Rheinland-Pfalz) wurden wir ein zweites Mal flussabwärts geschleust. Am dortigen Ruderclub legten wir die Boote an Land und machten uns stadtfein. Saarburg, ein mittelalterliches Kleinod mit Fachwerkfassaden, tosendem Wasserfall inmitten der Stadt und einer mächtigen Burg hoch oben, hat einiges zu bieten und wird von Touristen fast belagert. Außerdem gedeiht hier der "Saarburger Rausch". Am späten Nachmittag ging es mit dem Zug zurück nach Besseringen unweit von Dreisbach.



Saarburg – Mosel – Sauer – Saarburg
Am zweiten Rudertag nahmen wir die PKWs mit nach Saarburg. Von dort aus ruderten wir mit Sonne und Gegenwind an diesem malerischen Städtchen vorbei in Richtung Saarmündung bei Konz. Auf der Mosel ging es flussaufwärts weiter. Hier waren mehr Schubverbände und Ausflugsschiffe unterwegs als auf der Saar.

In Wasserbillig auf der luxemburgischen Seite der Mosel bogen wir in die Sauer ein. Leider ist dieser kleine Fluss – ein Paradies für Wasservögel – ab der Mündung nur wenige Kilometer ruderbar.
Nach einer ausgiebigen Mittagsrast ruderten wir den gleichen Weg zurück, von der Sauer auf die Mosel und wieder auf der Saar weiter nach Saarburg, wo wir die Boote wie am Vortag am Ruderclub zurückließen.
Mit den PKWs fuhren wir über Mettlach (Shopping im Outletcenter!) zum Aussichtspunkt Cloef, um von oben den spektakulären Blick auf die Saarschleife zu genießen.


Saarburg – Mettlach – Dreisbach
Am dritten Rudertag nahmen wir wieder den Regionalzug nach Saarburg. Nach einer Ehrenrunde vor Saarburg und einem letzten Blick auf die Burg ruderten wir flussaufwärts zurück nach Dreisbach. Obwohl die Strecke die gleiche war, kam uns die Umgebung durch den anderen Blickwinkel wieder neu vor. Die Patchwork-Weinberge und Winzerdörfer sowie ein riesiger Steinbruch für Buntsandstein konnten nun in der Gegenrichtung betrachtet werden. Wie an den beiden anderen Tagen stach die Sonne vom Himmel, aber der Mittagswind kühlte uns dann und wann. Einige Schubeinheiten und Flusskreuzfahrtschiffe begegneten uns bergauf und bergab. Das Hochschleusen auf der Rückfahrt war für manche etwas ungewohnt. An der Sportbootschleuse von Saarburg gab es einen Defekt in der Schleusenkammer, was nicht ganz ungefährlich war.

Alle Abende verbrachten wir gesellig im Restaurant des Ruderhauses. Selbst Hartgesottene zog es nicht außer Haus!

Am Abschlussabend überraschte uns die Küche mit Gegrilltem auf der Terrasse. Allerdings vertrieb uns bald ein Gewitter mit Schauern, und wir mussten ins Restaurant umziehen. Zum Ausklang überreichte Werner Rudolph allen Teilnehmern den Anstecker "Wanderrudern seit 100 Jahren Kult".

Eine beschauliche und harmonische Ruderfahrt in einem idyllischen Ruderrevier inmitten einer bekannten Weinregion war zu Ende. Die Stimmung war mindestens so super wie das Sommerwetter und die gute Unterbringung.
Im kommenden Jahr werden unsere Hildesheimer Freunde die Planung übernehmen.

Stadtrundgang in Trier
Ein Teil der Gruppe reiste schon am Sonntagmorgen ab. Der andere fuhr frühmorgens nach Trier, um die älteste Stadt Deutschlands, das römische Augusta Treverorum, heute UNESCO-Welterbestätte, zu besuchen und in Ruhe den berühmten Dom zu besichtigen. Bei der anschließenden Stadtführung "2000 Schritte – 2000 Jahre" bestaunten wir die Porta Nigra, die Architektur des Doms sowie der Liebfrauenkirche, die ehemalige römische Palastaula, heute eine evangelische Kirche, und das angrenzende ehemals kurfürstliche Rokokoschloss.