Breitensport Berichte

Burgenidylle am Neckar

von Ilse Wagner

27. Gemeinschaftswanderfahrt des HRC und ÜRC vom 13. – 17. Mai 2015

Diesmal waren die Überlinger an der Reihe, die dreitägige Ruderfahrt über das lange Vatertagswochenende zu organisieren. Die Wahl fiel auf den Neckar zwischen Bad Wimpfen und Heidelberg, eine reiche Kulturlandschaft.

Mit sieben Überlingern und zwei Häflerinnen ging es am Mittwochmorgen im Vereinsbus mitsamt drei gesteuerten Vierern auf dem Bootshänger los. Problemlos erreichten wir den Ruderclub "Undine" in Neckarelz. Dort trafen wir unsere fünf Hildesheimer Ruderfreunde, ein Ruderpaar aus Arbon und ein ehemaliges ÜRC-Mitglied aus Siegburg. Mit vereinten Kräften waren die Boote schnell abgeladen und aufgeriggert.

Im nahen Hotel Lindenhof waren wir für drei Nächte sehr gut untergebracht.

Bad Wimpfen hin und zurück

Am 1. Rudertag ging es bei Sonnenschein von Neckarelz zunächst flussaufwärts nach Bad Wimpfen. Da der Neckar durch Schleusen "gezähmt" ist, war die Gegenströmung kaum spürbar. Nach wenigen Kilometern auf dem schlammig braunen Fluss erreichten wir die Staustufe Neckarzimmern. Die kurze Wartezeit nutzten wir, um Burg Hornberg zwischen den Rebhängen zu betrachten, wo einst der berüchtigte Reichsritter Götz von Berlingen residierte. Durch die sattgrüne Landschaft ging es weiter zur Neckarschleife bei Haßmersheim, wo wieder Festungen und Bergfriede in Sicht kamen, wie die gut erhaltene Burg Guttenberg und danach Burg Horneck, einst Sitz des Deutschen Ritterordens. Nach der Staustufe Gundelsheim tauchte bald hoch über dem Neckar die eindrucksvolle Silhouette von Bad Wimpfen auf, einer ehemaligen Kaiserpfalz der Staufer. Am Rudersteg empfing uns der Überlinger Ruderkamerad Peter Huther, der seit vielen Jahren am Neckar lebt und uns zunächst mit einem pikanten "Pfundsgericht", einem Eintopf mit Gemüse und Fleischeinlage, verwöhnte. Danach führte er uns durch die historische Altstadt mit den schmucken Fachwerkhäusern und dem imposanten, schiefergedeckten "Blauen Turm", neben den historischen Fakten erzählte er uns so manche interessante Geschichte. Der Blick durch die romanischen Fensterbögen der Pfalz auf das idyllische Flusstal war beeindruckend.

Auf dem Rückweg nach Neckarelz war der Schiffsverkehr stärker als am Morgen. Und wo einst Raubritter Wegezoll kassierten, blies "Fritze" zum Halali.

Zum Abendessen waren wir wieder rechtzeitig im Lindenhof zurück und genossen das leckere Essen und unser gemütliches Quartier.

Weiter nach Eberbach

Trotz Regenvorhersage war es am 2. Rudertag trocken, nur etwas windig, als wir in die Boote stiegen. Der einzige, wenig schöne Anblick unterwegs war das stillgelegte AKW-Obrigheim. An der Staustufe Guttenbach mussten wir aufgrund von Baumaßnahmen länger warten. Der Neckar ist auch hier beidseitig von Burgen gesäumt, von denen einst der Warentransport und anrückende Feinde überwacht wurden. Nach der Schleuse Rockenau war es nur noch ein kurzes Stück nach Eberbach, wo wir bei der Rudergesellschaft Eberbach die Boote an Land lagerten.

Nach einer Rast mit Duschen und Vespern gingen wir zur Bootswerft Empacher nebenan. Bei der informativen Führung durch die einzelnen Produktionsstufen vom Schalenaufbau (von außen nach innen) bis zu Innenausbau, Endkontrolle und Reparatur hieß es aber immer Finger weg von Lacken, Farben und Kohlefaserschichten! Die weltweit favorisierten gelben Rennboote der Spitzenklasse werden nach wie vor von Hand gefertigt und in alle Welt exportiert.

Im Anschluss fuhren wir mit unserem Landdienst zurück bis Zwingenberg und wanderten zur gut erhaltenen Burganlage Zwingenberg hoch, die aus dem 12./13. Jh. stammt und weiter ausgebaut wurde. Das heutige Schloss ist seit 1808 im Familienbesitz der Markgrafen von Baden und wird von Prinz Ludwig von Baden bewohnt, einem Bruder unseres Markgrafen Max von Salem. Unser unterhaltsamer Führer öffnete für uns das große Eingangstor und begleitete uns durch dunkle Gänge, die alte Schlossküche, Kapelle und Innenhöfe der einstigen Burg. Im schön angelegten und liebevoll gepflegten Garten blühen gerade Rhododendren und Rosen. Im großen Innenhof finden seit einigen Jahren die Zwingenberger Schlossfestspiele statt. Als akustische Probe ließ "Fritze" seine Trompete von der Balustrade ertönen und über uns kreisten Falken.

Zum Ausklang kehrten wir in ein Terrassenlokal am Wasser ein, bevor wir zurück nach Neckarelz fuhren.

 

Tourenziel Heidelberg

Am 3. Rudertag starteten wir mit unseren Booten ab Eberbach. Auf der ersten Etappe hatten wir an der Staustufe Hirschorn einen schönen Blick auf die gut erhaltene Hangburg Hirschhorn. Häufig waren Nilgänse zu sehen, die sich seit etlichen Jahren immer weiter verbreiten. Von der hochgelegenen Festung Dilsberg konnte man nur die Turmspitzen sehen. Nach der nächsten Schleuse legten wir in Neckarsteinach an und nahmen die Boote aus dem Wasser. Ein kurzer Landgang durchs Vierburgenstädtchen mit Kaffeepause tat allen gut. Auf der Weiterfahrt passierten wir zwei Schleusen, Neckargemünd und die letzte vor Heidelberg.

Dann war endlich das weltberühmte Heidelberger Schloss mit seiner Renaissance-Fassade aus Buntsandstein am Hang zu sehen. Vor der "Alten Brücke" mussten wir halten und anlegen. Die Wasserschutzpolizei ließ uns nicht passieren, da gerade die Vorläufe zur Heidelberger-Ruderregatta stattfanden. Nach einer Stunde Wartezeit durften wir die restlichen 2 km zum Gelände der Rudergesellschaft Heidelberg rudern. Der Landdienst war bereits vor Ort und half uns gleich, die Boote abzuriggern und zu verladen.

Nach dem Einchecken in "Steffies-Hostel", bummelten wir durch die Heidelberger Altstadt und kehrten im historischen Studentenlokal "Zum Roten Ochsen" ein.  

Nach dem gemeinsamen Frühstück am Sonntagmorgen verabschiedeten sich die Hildesheimer und Arboner Ruderfreunde. Die Bodenseetruppe fuhr zu einem kurzen Besuch zum einst so prachtvollen Residenzschloss der Kurfürsten von der Pfalz. Neben einem kleinen Rundgang reichte die Zeit noch für einen Besuch im Apothekermuseum und einen Blick in das alte Kellergewölbe mit dem großen Weinfass.

Nach einer Kaffeepause in der Altstadt traten wir die Heimfahrt an den Bodensee an.

Herzlichen Dank an alle für die gute Stimmung und Kameradschaft. Danke auch an die Organisatoren, den Wettergott fürs gute Ruderwasser, der lokalen Küche fürs schmackhafte Essen und den Destillen fürs flüssige Obst.