Breitensport Berichte

Land der tausend Inseln

von Ilse Wagner

Die Kroatientour vom 29. Mai bis 7. Juni 2015 war die dritte Wanderfahrt nach den abwechslungsreichen Touren von 2013 und 2011, die Fahrtenleiter und Kroatienkenner Wolfgang Bukatiuk vom Wanderruderverein RG See mal Rhein (www.seemalrhein.de) in Radolfzell am Bodensee für 15 Teilnehmer organisierte.

Land der tausend Inseln

Genau gesagt sind es 1244 verstreute Inseln und Inselchen, die Kroatiens Küste säumen. Das kleine Land ist ein Paradies für Wassersportler. Rudern ist dort zwar bekannt, allerdings nur der Rennsport. Dass es auch wellengängige, breite Boote gibt mit Ruderersenioren, ist sicher ein Novum für die Küsten- und Inselbewohner.

"Dobrodošli" – Willkommen im "steinreichen" Dalmatien

Am Samstagnachmittag, den 30. Mai, trafen die einzelnen Gruppen ein. Der Kleinbus von Radolfzell mit der siebenköpfigen Mannschaft vom Hochrhein, aus Überlingen und Ulm, die mit den drei Booten im Schlepptau eine zweitägige Anfahrt hinter sich hatten. Drei Überlinger Teilnehmer flogen nach Split, mieteten ein Auto und hatten zur Einstimmung bereits einen Kulturtag in Split und šibenik eingelegt. Die am weitesten angereisten Ruderpaare aus Berlin kamen per Kleinbus und Wohnmobil zu unserem Standquartier mit Ferienappartments in Sveti Petar, einem Ort am Meer ca. 25 km südlich von Zadar. Zum gegenseitigen Kennenlernen gingen wir zum Abendessen zu "Danilo", einem Lokal mit kroatischer Küche, Terrasse und natürlich Meerblick.

Eiland um Eiland umrudern

Strahlend blauer Himmel und glattes Wasser erwarteten uns am 1. Rudertag. Die drei Seegigs waren zügig abgeladen und startklar. Unser Ziel war Biograd na Moru, eine Küstenstadt mit Jacht- und Fährhafen. Zunächst steuerten wir die ca. 4 km entfernte Insel Pašman an. Danach fuhren wir im Slalom um Eilande, die ihren Namen auch verdienen. Diese verstreuten Karstinseln mit einer Haube aus Pinien, umspült vom kristallklaren Wasser, sehen aus als hätte sie jemand dort hindrapiert. In Biograd legten wir in einer Kiesbucht an, schlenderten entlang der Promenade und genossen den Blick auf die Adria. Auf dem Rückweg entlang der Küste hatte die Thermik das Wasser etwas aufgewühlt. Nach den 25 Kilometern zum Einstimmen entspannten sich alle beim Schwimmen im Meer und trafen sich erst abends wieder zum Essen.

Zadar – reiches Kulturerbe

Für den 2. Rudertag hatten wir uns 50 Ruderkilometer vorgenommen, um die Inselstadt Zadar, einst Hauptstadt Dalmatiens, zu erreichen, wo die Wurzeln der kroatischen Kultur liegen. Morgens glich das Wasser einer Spiegelfläche, die nur vom Eintauchen der Skulls bewegt wurde. Entlang der Küste passierten wir den malerischen Naturhafen von Sukošan und hielten danach kurz an, um den Landdienst auszutauschen. Als wir uns dem Hafen von Bibinje näherten, war mehr Leben auf dem Wasser. Die aufheulenden Motoren von Jet-Skiern, Motorbooten und Fähren beendeten unsere Idylle. Auch ankerte hier ein riesiges Kreuzfahrtschiff. Als wir die Vororte von Zadar erreichten, wo sich Villen und Ferienanlagen aneinanderreihen, blieben wir in Ufernähe, damit wir die blühenden Oleander sehen konnten. Endlich kamen die markanten Kirchtürme Zadars, Patrizierhäuser, Stadttore und Paläste aus hellem Stein in Sicht, die seit Hunderten von Jahren im grellen Mittagslicht einen guten Kontrast zum Blau des Himmels und Türkis des Wassers bilden.

Durchaus ein Erlebnis war es, an der weitläufigen Promenade vorbeizuziehen und das bunte Treiben zu betrachten. Im Hafenbecken legten wir am einzigen Ruderclub der Region an und nahmen die Boote an Land. Drei Stunden mussten reichen, im Geflecht gepflasterter Gassen den Spuren von Römern und Venezianern zu folgen, auf der Promenade zu verweilen und den Klängen der Meeresorgel zu lauschen. Inzwischen kam Wind auf und das Wasser kräuselte sich zunehmend mehr. Als wir wir wieder losrudern wollten, fehlte ein Skull, das vermutlich vom Steg gespült wurde. Zum Glück sichteten es einige der Gruppe in Kainähe und zogen es an Land. Die Rückfahrt in der Nachmittagshitze entlang der Küste war ziemlich wellig und dauerte dementsprechend lang. Das abendliche Picknick am Strand unseres Quartiers war wohlverdient und vom Vollmond gut beleuchtet.

Versteinerte Sternentränen

Da es von Tag zu Tag heißer wurde, überlegte sich unser Fahrtenleiter Wolfgang für den 3. Rudertag eine abwechslungsreiche 33 km Tour, die uns den Kornati-Inseln etwas näher brachte. Zunächst nahmen wir Kurs auf die lang gezogene Insel Pašman und fuhren bis zur Straßenbrücke, die Pašman mit der ebenfalls langen und schmalen Insel Ugljan verbindet. Bis zum Ende des 19 Jh. war es nur eine Insel, die an der schmalsten Stelle durchbrochen wurde, um eine direkte Schiffsroute von Zadar nach Italien zu bekommen. In dieser Durchfahrt begegneten uns Hochseejachten und Fährschiffe. Trotz Thermik und zunehmender Wellen war die Neugier größer als die Bedenken, Wasser ins Boot zu bekommen.

Wir fuhren ein Stück um die Insel, auf der Suche nach guten Anlegemöglichkeiten, doch außer einer Feriensiedlung mit betonierter Uferbefestigung und schroffen Felsen fanden wir nichts Passendes. Zumindest konnten wir etwas von der wie Perlen aufgereihten Inselkette der Kornaten sehen. In einer Sage heißt es, diese kargen Felseilande seien aus den Tränen der Sterne und dem Atem des Meeres entstanden. Leider konnte die Berichterstatterin die landschaftlichen Reize der Inselwelt nicht weiter festhalten, weil ihr Fotoapparat den Geist aufgab. Auf der Rückfahrt fanden wir auf der anderen Inselseite ein Plätzchen zum Anlegen und Rasten, bevor es wieder nach Sveti Petar zurückging. Nach einer Abkühlung im Meer trafen wir uns abends in einem Terrassenlokal über den Klippen zum Essen mit Sonnenuntergang und Mondaufgang.

Strahlendes Blau, sattes Grün, leuchtendes Gelb

Nach dem Geburtstagsständchen für eine Berliner Teilnehmerin war es am 4. Rudertag windmäßig am sichersten ufernah zu bleiben und nur eine 28-km-Küstenfahrt nach Bibinje zu unternehmen, um für die Rückfahrt mit Schiebewind rechnen zu können. Entlang des Ufers trug der Wind den Duft von Pinien herüber, und der leuchtend gelbe Ginster dazwischen hellte das Grün der Bäume auf. Traumhafte Badebuchten in Blaunuancen luden zum Schwimmen im glasklaren Wasser ein, aber es hieß weiterrudern! An einer guten Anlegemöglichkeit gingen wir an Land und kehrten kurz in einer Strandbar ein. Auf der Rückfahrt schob der Wind die Boote, die schneller als erwartet in Sveti Petar ankamen. Am Spätnachmittag fuhren wir alle zusammen in zwei Kleinbussen nach Zadar, um mit dem Geburtstagskind bei einem leckeren Abendessen an der Promenade zu feiern. Zum Sonnenuntergang standen wir am Kai und beobachteten, wie die Sonne das Wasser für eine Weile orangerot färbte, bis sie im Meer versank.

Natur erkunden – Inselabenteuer

Am ruderfreien Tag – der heißeste Tag! –, unternahm jede Gruppe etwas für sich. Die Berliner fuhren zu den Krka-Wasserfällen im gleichnamigen Nationalpark, zwei unternahmen Strandspaziergänge nach einer Sonnenaufgangstour, die Fahrtenleitung erkundete neue Anlegeplätze. Die vier Überlinger und eine Schweizerin fuhren frühmorgens mit dem Auto nach Biograd und nahmen die Fähre nach Tkon auf der Südseite der Insel Pašman. Es war Feiertag, und die Einheimischen saßen in Cafés zusammen – und wir taten das gleiche. Nur eine Straße führt an der 21 km langen Insel von Ort zu Ort, mit einem Seitenweg zu einem Kloster auf einer Hügelkuppe mit Blick aufs offene Meer. Auf einer schmalen Schotterstraße ging über Stock und Stein durch die blühende Macchia auf die andere Inselseite bis zu einer Wallfahrtskapelle, wo wir in einem Olivenhain unser Picknick auspackten und verweilten.

Ein Bad im Meer mit Blick auf die Kornaten musste abschließend sein. Danach fuhren wir über die große Brücke zur grünen Insel Ugljan zu Orten mit malerischen Häfen und alten Steinhäusern, die sich an Felshänge anschmiegen. Außer einem defekten Außenspiegel kamen wir heil an der Fähre in Preko an und blieben dort noch zum Abendessen. Auf der Überfahrt nach Zadar erlebten wir einen eindrucksvollen Sonnenuntergang auf dem Wasser.

Zeitlose mediterrane Schönheit

Am 5. und letzten Rudertag brannte die Sonne schon am Morgen, und es war ungewohnt wellig. Eigentlich wollten wir bis zum Südzipfel von Pašman nach Tkon rudern und dort zum Schwimmen anlegen. Diesen Plan gaben wir auf und änderten die Route, um im Windschatten einiger Inseln geschützt weiterzukommen. An einer dieser Inseln mit blühender Macchia entdeckten wir eine Möglichkeit zum Anlegen und Rasten. Danach ging es im Schutz weiterer Inseln zurück zum Festland und von dort aus wieder zum Ausgangspunkt nach Sveti Petar. 25 km reichen bei 35 ° im Schatten, der auf dem Wasser ganz fehlte. Beim Abriggern und Reinigen der Boote bemerkte ein Teilnehmer das Fehlen seines Rudersackes, der unter all den Gepäckstücken nirgends zu finden war. Zurückrudern war zu weit, da blieb nur das 5-PS-Boot unseres Wirtes Ante, mit dem sich zwei Herren auf den Weg machten. Nach einer Stunde kamen sie mitsamt dem vergessenen, hellgrauen Sack wieder, der unberührt und kaum sichtbar zwischen den Steinen am Ufer lag. Danach konnten alle entspannt zum Schwimmen gehen. Den letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir wieder vergnügt bei schmackhaften Fleisch- und Fischgerichten, kroatischen Beilagen wie Gemüsereis, lokalem Bier, Wein – und Rudergesprächen.

Charme des Südens im Gepäck

Am Samstag reisten die Teilnehmer in verschiedene Richtungen ab, die Berliner zum Nationalpark Plitvicer Seen, drei Überlinger schauten sich noch das geschichtsträchtige Trogir an, bevor sie in Split ins Flugzeug stiegen. Die Gruppe mit den Booten fuhr mit einer Badepause in Crikvenica und einer Zwischenübernachtung in Obrov/Slowenien nach Radolfzell. Die Teilnehmer sind wieder heil angekommen, die Boote sind ebenfalls heil und die Verluste hielten sich im Rahmen.

 Wenn künftig die Überlinger Teilnehmer nach dem Rudern im erfrischenden Bodensee schwimmen und zum eher blassblauen Himmel schauen, denken sie an den strahlendblauen Himmel Kroatiens und an das türkisfarbene, warme Wasser der Adria.

 

"Hvala" und "Dovidenja" – Danke und Auf Wiedersehen

Unser aller Dank geht an Wolfgang Bukatiuk und seine Frau Birgit, die uns diese schöne Ruderreise ermöglichten und zudem die Boote den langen Weg sicher transportierten. Es wäre zu wünschen, dass Wolfgang diesen Aufwand nochmals betreibt und uns solch eine schöne Kroatienreise ermöglicht! In diesem Sinne "Dovidenja" – Auf Wiedersehen.

Tipps von Käpt'n Wolfgang:

www.unterkunftinkroatien.de

Danilo: www.pansion-danilo.com

Ruderclub Zadar: www.vk-jadran.hr

Krka Wasserfälle: www.nationalpark-krka.de

Obrov/Slovenien: www.finida.net