Breitensport Berichte

Ruderparadies Berlin

von Ilse Wagner

24. Gemeinschaftswanderfahrt der Hildesheimer und Überlinger vom 16. – 20. Mai 2012

Mit dem diesjährigen Treffen ging ein lang gehegter Wunsch der Überlinger in Erfüllung. Unter dem Motto "Frühling beim Alten Fritz" hatten unsere Hildesheimer Ruderkameraden eine dreitägige Rudertour auf Berlins Gewässern organisiert. Sieben Hildesheimer, sechs Überlinger und zwei Arboner Ruderfreunde waren mit von der Partie.

Auf der langen Anreise der Bodenseegruppe am Mittwoch (800 km im 9-Sitzer-Bus) gaben sich die Eisheiligen ein letztes Stelldichein mit Schnee- und Graupelschauer. Die berühmte Berliner Luft empfing uns kühl und stürmisch.


Die Teilnehmer vom Bodensee übernachteten in einem preisgünstigen Hotel am Olympiastadion, die Hildesheimer im Gemeinschaftsraum des Bootshauses. Nach unserer Ankunft blieb noch etwas Zeit, die Zitadelle Spandau zu besichtigen, eine der bedeutendsten und besterhaltenen Festungen der Hochrenaissance. Von der Aussichtsplattform des Juliusturms bekamen wir einen ersten Eindruck von den Gewässern Berlins. Im Anschluss bummelten wir durch die Altstadt von Spandau. Danach trafen wir im Clublokal der "Rudergemeinschaft Hellas-Titania" an der Havelbucht Scharfe Lanke unsere Hildesheimer Freunde. Mit ihnen stimmten wir uns beim Abendessen auf die drei kommenden Rudertage ein.

Scharfe Lanke – Potsdam – Werder, 35 km
Am Donnerstagmorgen lagen zwei gepflegte Klinkervierer und ein Zweier für uns bereit. Bei etwas bedecktem Himmel, auffrischendem Wind und nur 13° starteten wir auf der Havel nach Werder – vorbei an Bootshäusern, Wochenendhäuschen, Gartenkolonien und schicken Villen.

Da die Havel wie eine Perlenkette verschiedene Seen verbindet, gelangten wir zur Glienecker Brücke, vorbei am saftig grünen Grunewald und entlang der idyllischen Inseln Imchen, Schwanenwerder und Pfaueninsel. Dann kam Schloss Babelsberg in Sicht, die pompöse Sommerresidenz von Kaiser Wilhelm I. Hinter Potsdam legten wir an und stärkten uns in einem Gartenlokal bei Musik und Gesang.
Bei der Weiterfahrt auf dem Templiner See begegneten uns einige kleine Hausboote mit trinkfreudigen Passagieren. Der südwestliche Gegenwind frischte auf, und die Potsdamer Linienschiffe bescherten uns zusätzlich Wellen. Auf einem Verbindungskanal gelangten wir zum Schwielow-See und dann wieder auf der Havel zur s.g. Inselstadt Werder. Am "Ruder-Klub Werder", wo uns der Landdienst erwartete, lagerten wir die Boote und kehrten vor der Rückfahrt nach Spandau in einem Biergarten am Wasser ein. Für den Abend hatte unser Fahrtenleiter Wolf-Henning aus Hildesheim einen Tisch beim Italiener nahe der "Hellas Titania" bestellt, wo wir die gute Küche genossen.

Werder – Potsdam – Griebnitzsee – Wannsee – Scharfe Lanke, 42 km
Am Freitagmorgen brachte uns der Landdienst zurück nach Werder. Zwar war es wärmer als am Vortag, aber wir mussten wieder gegen den Wind rudern. Auf der Havel ging es zum Templiner See und bis nach Potsdam.

Von hier führte unsere Route in den schmalen Griebnitzsee zum Stölpchensee und Pohlesee bis zum kleinen Wannsee, wo gepflegte Parks mit vornehmen, alten Villen bis ans Ufer reichen. Die Parkanlagen und Schlösser von Berlin und Potsdam wurden als einzigartige Kulturlandschaft zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Vom kleinen Wannsee mit seinen vielen Bootshäusern fuhren wir zum großen Wannsee und gingen beim "Ruderclub am Wannsee" an Land, wo wir in einem Lokal am Ufer neue Kräfte sammelten.

 


Die Gewässer in und um Berlin bieten ein wahres Paradies für alle Wassersportler. Auf dem Wannsee und anderen Berliner Seen tummeln sich Segler, Wasserskifahrer, Sportboote, Surfer und Ruderer – also kein Wunder, dass es allein in Berlin und Umgebung 60 Ruderclubs gibt. Nach unserer Rast ruderten wir gemächlich zurück zu unserer Havelbucht Scharfe Lanke – vorbei an den grünen Inseln Schwanenwerder und Lindwerder, begleitet von unermüdlichen Kuckucksrufen.
Der laue Abend stand zur freien Verfügung. Die Provinzler vom Bodensee unternahmen zu Fuß einen Streifzug durch Berlin Mitte: zuerst Essen am Hackeschen Markt, dann Staunen auf der Museumsinsel, Bummeln unter den Linden bis zum Brandenburger Tor und zum Abschluss am Potsdamer Platz ein Schlaftrunk.


Scharfe Lanke – Spandau – Tegel, 29 km
Am Samstag, dem letzten Rudertag, hatte sich der Wind endlich gelegt, und die Sonne verwöhnte uns bereits am Morgen. Für unsere Rundfahrt auf dem Tegeler See wurde der Zweier gegen einen dritten Vierer ausgetauscht. Von unserer Bucht ruderten wir zunächst zur Schleuse Spandau am Schifffahrtskanal, um in den Spandauer See zu gelangen, in dessen Mitte die Insel Eiswerder liegt.


Der Tegeler See fügt sich nahtlos an, auf dem wir an kleinen Inseln vorbei nach Tegel zogen. Am Ufer erblickten wir Badestrände und Picknickplätze, Wochenendhäuschen und Yachthäfen. Beim "Ruder-Club Tegel" gingen wir an Land und gönnten uns auf dem Balkon des Clubhauses ein ausgiebiges Mittagessen mit Blick aufs Wasser. Auf dem Rückweg erfreuten wir uns nochmals am üppigen Grün rundherum, an den Vogelstimmen und weißen Segeln im Sonnenlicht. Inmitten dieser wohltuenden Landschaft kommt keiner auf den Gedanken, in einer Großstadt wie Berlin zu sein. Nur die vielen Flugzeuge vom nahen Airport-Tegel zerstören diese Illusion.


Wieder in Spandau schlemmten wir beim gemeinsamen Abschiedsessen kroatische Spezialitäten und schmiedeten Pläne für das nächste Treffen. Die 25. Gemeinschaftsfahrt könnte durchaus im Süden stattfinden – vielleicht sogar am Bodensee. Dann wären die Überlinger wieder an der Reihe.

Die lange Rückfahrt am Sonntag verlief dank unseres "Piloten" problemlos, bis auf die letzte Strecke am Bodensee mit stop and go.

An die drei genussreichen Rudertage mit den Hildesheimer Freunden auf Berlins Gewässern werden wir uns gerne erinnern – eine Wiederholung wäre wünschenswert!