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Zeitreise im Traktormuseum

von Ilse Wagner

Nach einigen Absagen blieb nur noch ein interessiertes Dutzend für den Besuch mit Führung im Traktormuseum in Gebhardsweiler übrig. Bei herrlichem Sonnenschein trafen wir uns am Freitagnachmittag, 25. Sept., auf dem Freigelände des Museums mit unserem fachkundigen Begleiter Herrn Mast zu einer 90-minütigen Zeitreise durch das ländliche Leben des letzten Jahrhunderts.

Das private Traktormuseum öffnete im März 2013 seine Tore und gehört zu den größten Traktormuseen weltweit. Die meisten Traktoren und Landmaschinen sind noch oder wieder fahrtüchtig – leicht erkennbar an der Öllache unter dem Fahrzeug.
Über 200 Traktoren aus allen Epochen der Traktorgeschichte stehen hier. Der älteste Traktor stammt aus dem Jahre 1906, der jüngste aus den 70er Jahren. Der schwerste Traktor wiegt 9.500 kg und der leistungsstärkste hat 185 PS unter der Motorhaube.
Zu den Zeitzeugen der europäischen Traktorenhersteller, die kleiner, leichter und geländegängiger sind als amerikanische Modelle, gehören auch viele Traktoren bekannter deutscher Hersteller wie Lanz, Deutz, Hanomag, MAN, Fendt, Kramer und Allgaier — einige Firmen haben ihren Sitz im Bodenseeraum. Jetzt wissen wir auch, woher der umgangssprachliche Begriff Bulldog für Traktor kommt. Der Kopf einer englischen Bulldogge prangte einst auf Ackerschleppern der Marke Lanz.

Unsere technisch versierten Herren wären sicher gerne mal wieder auf einem Traktor gesessen, aber das blieb dem 5-jährigen Felix vorbehalten, der schon mal auf ein Ausstellungsstück gehoben wurde und irgendwo ziehen durfte. Den Damen gefielen die knallroten Porsche-Traktoren am besten. Die sind vielleicht nicht so praktisch wie andere, dafür so formschön wie alte Rennwagen.
Außer Traktoren, Landmaschinen, eigenartigen Raupenfahrzeugen und Dampfmaschinen steht hier ein motorisiertes Fahrrad, ein Vorläufer unserer E-Bikes zu sehen. Schon vor 100 Jahren waren Ingenieure einfallsreich, um das tägliche Leben durch Technik zu erleichtern und zu beschleunigen.

Auch alte Handwerkskünste kommen hier zu neuen Ehren. Werkstätten mit umfangreichen Sammlungen authentischer Werkzeuge vergessener Berufe wie Küfer, Böttcher, Wagner, Holzschuhmacher, Schmied oder Zigarrenhersteller sind hier originalgetreu aufgebaut. Das Klassenzimmer aus den Fünfzigern mit Schreibtafel und Griffel war für manche von uns ein Blick zurück in die Nachkriegsjugendzeit. Über einen Zeitraum von 100 Jahren kann man die Entwicklung der Haushaltsgeräte verfolgen. Es gibt skurrile handbetriebene Maschinen wie Bohnenschneider und Apfelschäler, die der Hausfrau die notwendige Vorratswirtschaft erleichterten.

Die verschiedensten Kaffeemühlen, eine Waschküche mit Waschbrett, Waschzuber und den ersten Waschmaschinen, alte Bügeleisen und ein Spielzeugladen von anno dazumal gibt es ebenfalls zu bestaunen. Überall hängen die dazu passenden originalgetreuen Werbeschilder und Plakate, die mit markanten Sprüchen und eindrucksvollen Bildern die Käufer von den modernsten Errungenschaften überzeugen sollten.

Nach so vielen Maschinen und Eindrücken hatten wir uns die Einkehr mit einer deftigen Vesper im angrenzenden Jägerhof durchaus verdient.
Vielleicht kommen zu den nächsten Veranstaltungen wieder mehr Mitglieder. Das wäre schön.